Die schönen Künste als ‚Gesundheitsmittel‘ oder tödliches Gift. Empfindungsästhetik und Theaterkritik bei Sulzer und Rousseau

Autor

  • Susanne Düwell Universität Köln

DOI:

https://doi.org/10.26881/sgg.2021.44.01

Słowa kluczowe:

Empfindungsästhetik, Wirkungsästhetik, Theaterkritik, Leidenschaft, Anthropologie, Affekt, dunkle Vorstellungen

Abstrakt

Der Beitrag untersucht die Verbindung von wirkungsasthetischen und theaterkritischen Diskursen. Begriffe wie Illusion oder Leidenschaft beschreiben in der zweiten Halfte des 18. Jahrhunderts sowohl Wirkungsziele einer anthropologischen Asthetik als auch Effekte, die als psychisch und sozial gefahrdend qualifiziert werden. Im Fokus steht die Thematisierung affektiver Wirkungen des Theaters bzw. der Kunst allgemein in ihrem heilsamen Potential durch Johann Georg Sulzer sowie die Theaterkritik Jean-Jacques Rousseaus, gegen die sich Sulzer dezidiert wendet. Ausgehend vom Konzept der ‚dunklen Vorstellungen‘ postuliert Sulzer, dass nur starke Empfindungen, nicht aber die Vernunft den Menschen sittlich und seelisch beeinflussen konnen. Vielmehr liefern extreme oder pathologische seelische Zustande ein Modell fur Kunstproduktion und -wirkung.

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Opublikowane

2021-10-12

Jak cytować

Düwell, S. (2021). Die schönen Künste als ‚Gesundheitsmittel‘ oder tödliches Gift. Empfindungsästhetik und Theaterkritik bei Sulzer und Rousseau. Studia Germanica Gedanensia, 44(44), 9–23. https://doi.org/10.26881/sgg.2021.44.01